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25 Jahre HT Treuhand – wie alles begann

Interview mit Felix Haefeli über den grössten Schritt in seinem Leben

Felix Haefeli, vor 25 Jahren starteten Sie Ihre eigene Firma. Können Sie sich noch an den ersten Tag erinnern?

«Sogar noch sehr gut. Es wurde mir erst da richtig bewusst, wie mutig ich war. Ich sass am ersten Tag im Büro und habe überlegt: Ist dieser Mut wirklich angebracht?»

Hatten Sie Angst?

«Angst nicht, aber einen gehörigen Respekt. Ich wusste, dass alle meine Studienkollegen sichere und vielversprechende Jobs hatten, bei der UBS, bei der CS, bei der KMPG oder der Visura. Und ich war einer der ganz wenigen, die die HWV abgeschlossen und sich dann selbstständig gemacht hatten. Ich war ein wenig über meine Entscheidung erschrocken. Und zur gleichen Zeit stolz darauf.»

Was geschah dann? Hat jemand angerufen?

«Ich kannte ein paar Treuhandkollegen, denen ich in den ersten Wochen etwas aushelfen konnte. Und so bekam ich in den ersten drei Monaten etwas Arbeit, bevor ich meine eigenen Mandate bearbeiten konnte.»

Aber Sie haben kurz vorher geheiratet.

«Zwei Wochen vor der Firmengründung habe ich meine Frau Christine geheiratet. Wir gingen in die Flitterwochen nach Kanada, kamen zurück und starteten das Geschäft.»

Wie kam es überhaupt zu dieser Entscheidung?

«Es war schon immer mein Wunsch, mich selbstständig zu machen. Schon in der KV-Lehre begann ich, für andere die Buchhaltung zu führen. Das heisst, ich arbeitete bis 17 Uhr als Lehrling, dann bin ich auf mein Moped gestiegen und habe für einen Kollegen die Lohnbuchhaltung erledigt. Es war für mich immer klar, dass ich in die Treuhandbranche wollte.»

Gab es einen Moment, an dem Sie wussten: Jetzt mache ich es.

«Ja. Nach der Lehre und dem Abschluss an der HWV habe ich als Angestellter in Zofingen bei einem Treuhänder gearbeitet. Nach fünf Jahren als Mandatsleiter war für mich klar, dass mein nächster Arbeitgeber meine eigene Firma sein wird. Dann habe ich das Ziel gepackt und nicht mehr aus den Augen gelassen.»

Entspricht das Ihrem Charakter?

«Es war für mich schon immer so: Wenn man nach einer gewissen Entscheidungsphase ‹Ja› sagt, dann muss man es ohne ‹Wenn und Aber› durchziehen.»

Was sagten Ihre Eltern dazu?

«Wir waren drei Söhne in unserer Familie, und alle haben sich selbstständig gemacht. Mein Vater hatte bei jedem seine Zweifel.
‹Lass Dich doch anstellen›, meinte er immer wieder. Er war Bankier und hat eben auch gesehen, dass viele Selbstständige nicht erfolgreich arbeiteten.»

Hatten Sie nie Panik?

«Eigentlich nicht. Ich hatte das Glück, dass wir am Anfang den Lohn meiner Frau hatten. Ohne sie wäre es nicht gegangen. Sie hat mich immer unterstützt und arbeitet noch heute in der Firma.»

25 Jahre später hat sich aber alle Mühe gelohnt?

«Das kann man wohl sagen. Vor sieben Jahren ist Markus Spielmann als Partner eingestiegen, im Team sind wir mittlerweile fünf Mitarbeiter/innen.»

Wie gross ist die Firma heute?

«Wir haben ca. 300 Steuerkunden, 50 Buchhaltungskunden und diverse Beratungsmandate.»

Welchen Tipp würden Sie einem Jungen geben, der sich in der Treuhand-Branche selbstständig machen will?

«Ich würde sagen: Man muss sich vom Rest abheben. Wenn man das nicht macht, ist man 08/15 und schwimmt mit der Masse mit. Man muss sich spezialisieren. Und man muss nicht zwingend in die Stadt, man kann auch auf dem Land sehr erfolgreich sein.»

Aber auf dem Land ist man mehr ausgestellt.

«Ja, klar. Aber das hat auch Vorteile: Man kennt uns. Wenn ich in einer Stadt im Telefonbuch nach Treuhänder suche, finde ich 100 Adressen. Und keiner hat ein Gesicht, keiner einen Namen. Auf dem Land ist das anders. Man kennt uns im Restaurant, in der Badi, am Dorffest. Das ist ein Vorteil. Aber man muss sich auch bewusst sein, dass man im Schaufenster steht.» 

Wie heben Sie sich vom Rest ab?

«Wir haben uns auf gewisse Branchen spezialisiert. So betreuen wir viele Ärzte, Zahnärzte, Juristen und Architekten. Im weiteren haben wir bemerkt, dass bei den älteren Kunden das Thema Selbstanzeige bei den Steuern wichtiger geworden ist, weil sie bewusst oder unbewusst Schwarzgeld oder Liegenschaften im Ausland hatten. Wir haben uns in diesen Bereich vertieft, um diesen Menschen zu helfen. Unsere Botschaft dabei ist klar: Vererbt das Problem nicht auf die nächste Generation. Ihr habt es verursacht, bringt es also auch selber in Ordnung. Zudem kümmern wir uns bei älteren Kunden auch vermehrt um andere Dinge wie Patientenverfügung, Vermögensvorsorge, Ehe- und Erbverträge. Wir versuchen, unsere Kunden ganzheitlich zu beraten.»

Und die Kundenstruktur?

«Wir möchten klar eine Kundenbeziehung, die über mehrere Jahre geht. Über 95 Prozent unserer Mandaten sind Stammkunden, viele davon schon seit 25 Jahren.»

Was ist der Unterschied zwischen Ihnen und den grossen Firmen?

«Ganz klar die persönliche Beziehung. Wir kennen jeden Kunden genau, seine Situation, die Familie, das Umfeld. Im Gegensatz zu den grossen Firmen ist bei uns der Betreuer über Jahre hinweg der gleiche. Bei den anderen ändert das immer wieder. Und ein neuer Betreuer muss sich auch immer wieder neu einarbeiten, kennt die Situation deutlich weniger gut als wir.»

Was hat sich in den letzten 25 Jahren in der Branche verändert?

«Sicher hat sich zu vieles in die Juristerei verlagert, was ich nicht gut finde. Positiv zu sagen ist, dass sich die Zusammenarbeit zwischen uns als Beratern und der öffentlichen Hand wie Gemeinden, Steuerverwaltungen usw. gegenüber früher um einiges verbessert hat.»  

Steuerberater haben manchmal nicht den besten Ruf, man vermutet, dass sie sich sehr oft im Graubereich bewegen. Wie gehen Sie damit um?

«Bei uns gibt es keinen Graubereich. Unsere Philosophie ist, dass wir Steuern planen und nicht umgehen oder sogar hinterziehen. Wir sehen die Ausgangslage heute und planen die nächsten paar Jahre gemeinsam mit unseren Kunden. Und damit können wir dem Kunden viel mehr Steuern sparen, als wenn wir uns in einen Graubereich bewegen würden.»

Und wie funktioniert das?

«Bei der Planung geht man bewusst hin und definiert die Einkommensgrösse, die man erreichen will. Und mit Werkzeugen wie Säule 3a, Pensionskasse, mit Umbauten von Liegenschaften kann man das Ziel mittel- bis langfristig auch erreichen. Das sind alles sehr saubere und steuerrechtlich erlaubte Mittel.»


PERSÖNLICH

Felix Haefeli wurde am 26.6.1965 in Biel geboren und wohnt seit 1967 in Niedergösgen. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Zu seinen Hobbys sagt er: «Früher Handball, heute Volleyball, Wellness und Skifahren. Aber am liebsten gehe ich auf grosse Reisen.»